Das Vatersein

Die erste Zeit nach der Geburt ist für frischgebackene Eltern einerseits ungeheuer faszinierend, zugleich aber auch aufregend und nicht immer einfach. Lust und Frust gehören dazu, wenn aus zweien plötzlich drei werden.

In den Köpfen vieler Väter schwirrt der Gedanke herum, dass sich nach der Geburt alles radikal verändert. Aber ist dies wirklich der Fall? Sicher ist, dass jeder Vater diese Veränderungen unterschiedlich erlebt. Kein Wunder, denn keine Vaterschaft, keine Familie und kein Kind gleicht dem/der anderen. Dies bringt mit sich, dass das Erleben vor allem der ersten Zeit nach der Geburt sehr unterschiedlich ist. Sicher ist jedoch, dass mit der Geburt des Kindes ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

Wer ständig an seiner Unabhängigkeit von früher klebt, seiner vergangenen Freiheit nachtrauert, versperrt sich und der Partnerin den Blick für ein neues faszinierendes Leben. Es gibt leider keine Rezepte, wie aus einem glücklichen Paar eine glückliche Familie wird. Wenn Sie aber auf den folgenden Seiten ein wenig herumschmökern, erfahren Sie sicherlich den einen oder anderen Hinweis, wie der Einstieg in die neue Lebenswelt gelingen kann.

 

Vater-Kind-Bindung

Wird zum Kind eine enge emotionale, starke und stabile Beziehung aufgebaut, so spricht man von einer Bindung. Eine sichere Bindung zum Kind zeigt sich unter anderem dadurch, dass es die Nähe zur Bezugsperson sucht und diese Bezugsperson als einen „sicheren Hafen“ bei der Erkundung der Umwelt benutzt. Obwohl es zur Mutter oftmals zwangläufig eine große Nähe gibt, weiß man mittlerweile, dass Babys und Kinder eine positive Beziehung zu jeder Person aufbauen können, die beruhigend mit ihm umgeht, aktiv auf es eingeht und auf seine Signale verständnisvoll reagiert. Sie als Vater haben also die gleichen Möglichkeiten und Voraussetzungen für den Aufbau einer stabilen Vater-Kind-Bindung wie die Mutter!


Wie kann der Aufbau dieser Bindung gut gelingen?


  • Kuscheln Sie mit Ihrem Kind und lassen Sie Gefühle bei Sich selbst und Ihrem Kind zu. Denn eine tiefe Vater-Kind-Bindung entsteht durch Nähe und Körperkontakt.

     

  • Lernen Sie, die Signale des Kindes zu verstehen und reagieren Sie zuverlässig auf diese.

     

  • Bieten Sie Ihrem Kind einen „sicheren Hafen“, wenn es sich unwohl fühlt, und schenken Sie ihm dadurch Sicherheit, Trost und Geborgenheit.

     

  • Eine sichere Vater-Kind-Bindung ist gekennzeichnet durch gegenseitige Wertschätzung und Liebe.

     

  • Auch wenn die Zeit auf Grund des Berufes mitunter knapp ist: Für bestimmte Rituale braucht es nicht viel Zeit. Die Gute-Nacht-Geschichte vor dem Einschlafengehen, ein festes In-den-Arm-nehmen am Morgen und andere gemeinsame Aktivitäten stärken eine sichere Bindung.

     

  • Übernehmen Sie von Beginn an Alltagstätigkeiten gemeinsam mit Ihrem Kind: Wickeln Sie Ihr Kind, massieren Sie es, gehen Sie mit Ihrem Kind gemeinsam baden oder einkaufen. Verwenden Sie eine Bauchtrage und erkunden Sie gemeinsam die Umgebung. Oder aber balgen Sie einfach herum!

 

Lernen Sie die emotionalen Bedürfnisse Ihres Kindes zu erkennen, um zu wissen, ob es Hilfe, Unterstützung, Ermutigung, Beruhigung oder Trost braucht.

Einige Dinge, die in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt auf Sie zukommen können

 

  • Sie werden viel Freude mit Ihrem Kind haben.
  • Sie werden so manch schlaflose Nacht haben.
  • Sie werden weniger Zeit für Ihre Hobbies haben und weniger außer Haus kommen.
  • Sie werden sich auf viele spannende und neue Situationen einlassen und gewisse Abhängigkeiten akzeptieren müssen.
  • Sie werden merken, dass Ihr Kind mitunter Ihre ganze Aufmerksamkeit braucht und Sie nicht so einfach Sachen „nebenbei“ machen können.
  • Sie werden Ihr Kind für eine längere Zeit mehrmals am Tag wickeln müssen.
  • Sie werden flexibel sein müssen, wenn Sie sich mit anderen treffen wollen oder einen Termin haben, Ihr Kind sich aber gerade kurz vor der Abfahrt von zu Hause übergeben hat.
  • Sie werden mitunter an Ihre eigenen Grenzen stoßen und verzweifelt sind.

Schlafmangel

Schlafmangel ist ein Problem, das alle frisch gebackenen Eltern vereint. Die Verursacher, die Babys, sind allerdings komplett unschuldig. Sie müssen erst ihren Tag- und Nachtrhythmus finden. Es ist auch normal, dass sie alle paar Stunden Hunger bekommen und dies laut kundtun. Schließlich gab es bis vor kurzem im Mutterleib noch Nahrung rund um die Uhr. Wechseln Sie sich daher bei der nächtlichen Betreuung Ihres Kindes ab, um das eigene Schlafdefizit und jenes der Partnerin abzubauen. An den Wochenenden kann der berufstätige Partner die „Nachtschicht“ übernehmen. Helfen Sie Ihrem Kind dabei, den Tag-Nacht-Rhythmus zu finden, indem Sie zum Beispiel tagsüber auch beim Schlafen nicht abdunkeln und nachts viel ruhiger und leiser mit dem Kind umgehen.

Sorgen und Ängste

Neben all den positiven Gefühlen Ihrem Kind gegenüber, können – müssen aber nicht – auch immer wieder Ängste und Sorgen aufkommen. Diese sind keine Besonderheit und wenn Sie mit anderen Vätern und Müttern ins Gespräch kommen, werden Sie schnell feststellen, dass auch diese ähnliche Ängste hatten oder haben.

Diese können zum Beispiel sein:

  • Mitunter werden Sie die Befürchtung haben, dass Ihr Kind in der Nacht plötzlich zu Atmen aufhört.
  • Sie werden sich unter Umständen sorgen, dass Sie Ihr Kind zu fest anfassen oder ihm wehtun.
  • Vielleicht fällt es Ihnen schwer, Ihr Kind Verwandten oder Bekannten anzuvertrauen.
  • Sie werden sich vielleicht die Frage stellen, ob Ihr Kind zu wenig oder zu viel isst.
  • Sicherlich werden Sie in die Situation kommen, dass Ihr Kind minuten- oder stundenlang schreit oder vor sich hin quängelt und Sie nicht wissen, was der Grund dafür ist.
  • Wenn Ihr Kind älter und unabhängiger ist, wird es des Öfteren hin- und umfallen, es wird mitunter von Ihnen fortlaufen und nicht auf die Umgebung achten.

    Haben Sie Vertrauen in sich selbst und Ihre Partnerin und bedenken Sie, dass Ihre Ängste nichts Ungewöhnliches sind. Seien Sie sich andererseits bewusst, dass Sie – sollten Ihre Ängste Sie über einen längeren Zeitraum Tag und Nacht beschäftigen – sich anderen anvertrauen oder aber professionelle Hilfe aufsuchen. Mitunter kein ein Gespräch mit der Partnerin, mit FreundInnen oder mit ProfessionistInnen, vom/von der Kinderarzt/Kinderärztin über MitarbeiterInnen in Beratungsstellen bis hin zu PsychologInnen, dazu betragen, manche Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.